Montag, 7. März 2016

Das End vom Lied

Wo fange ich nur an? Am besten doch immer mit einem fetten DANKESCHÖN!

Dieses Dankeschön geht raus an alle Hosts, lieben Menschen, die mich und Danilo bei sich aufgenommen, umsorgt, gefüttert, ein warmes Bett und eine heiße Dusche gegeben haben.

Ich möchte mich aus tiefstem Herzen bei euch allen für eure Gastfreundschaft, Offenheit und vor allem für euer Vertrauen bedanken! Irgendwann in der Zukunft hoffe ich mich für all euer Tun in irgendeiner Form revanchieren zu können! Danke, dass ich einen Tag lang euren Alltag erleben durfte. Auch bedanke ich mich für die tollen Unterhaltungen, aus denen ich viel gelernt und viel mitgenommen habe. Ja, man kann sagen, dass ich aus keiner Tür hinausgegangen bin, ohne ein Päckchen mitzunehmen. Ein Päckchen mit neuen Zielen, neuen Sichtweisen, einer neuen Richtung. Die Kompassnadel, die immer geschwankt hat, hat nun einige Male schwer ausgeschlagen und sich jetzt in einer bestimmten Richtung eingependelt, die ich verfolgen werde. Je öfter ich auf Reisen gehe, desto klarer sehe ich, wo lang es geht. Und natürlich bedanke ich mich für eure Geschichten, sind diese doch das Beste, was man miteinander teilen kann.

Viele Leute zu Hause und auch unterwegs haben mir eine Frage gestellt, die ich hier nun beantworten möchte: "Warum machst du das eigentlich? Und warum hier?"

Jetzt, wie ich hier im Warmen und Trockenen sitze und auf die letzten 4 Wochen zurückblicke, weiß ich ganz genau, warum ich mir das angetan habe:
Um den inneren Schweinehund jeden Tag aufs Neue zu besiegen, eigene Grenzen kennenzulernen, zu überschreiten, das Gesicht gegen Wind, Regen, Schnee und Kälte zu halten, ein geografisches Verständnis für zumindest den Süden und Süd-Westen Deutschlands zu erlangen, die Natur zu erkunden, das Gute und das Schlechte zu sehen, über sich selbst hinauszuwachsen, interessante Menschen zu treffen, die einem helfen ganz neue Dinge zu sehen, die man vorher nicht sehen konnte, sodass man sich fragt, ob man zuvor blind gewesen war. Darum habe ich diesen Trip gemacht. Und warum Deutschland? Andere Frage: Warum nicht? Ich kenne andere Länder wie meine Westentasche. Das Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, seit mehr als 24 Jahren lebe, das kenne ich fast gar nicht. Und eben diese Unwissenheit wollte ich bekämpfen.

Ich habe wahnsinnig viel gelernt, vor allem in Bezug auf das was vor mir liegt. Wo stehe ich heute, wo will ich morgen hin, was habe ich, was brauche ich, wovon löse ich mich in Zukunft, wo setzte ich welche Ziele. Gerade durch das Couchsurfen bekommt man einen Einblick in den privaten Alltag der Leute und das ist ein großes Geschenk. Sei es beruflich, charakteristisch oder auch materieller Natur. Nach jedem Besuch und nach jeder Nacht, die ich in einem fremden Haushalt verbracht habe, nahm ich ein weiteres kleines Puzzleteil mit auf den Weg, deren Einzelheit sich für mich nun als neues Bild zusammensetzt.

Eines hat sich für mich auf jeden Fall einmal mehr bestätigt: Kein Mensch braucht einen vorgegebenen Weg. Auch und besonders keinen Jakobsweg, es sei denn vielleicht aus einem speziellen religiösem Hintergrund. Folgen kann jeder, aber querwärts ist die Lösung. Das Querwärtslaufen hat mir persönliche viele Türen geöffnet, bei denen zwar häufig das Schloss klemmte oder ein Kindergitter im Rahmen den Eintritt erschwerte, aber ich bin am Ende durch jede einzelne durchgegangen.

Ab und zu war auch der Einsatz psychologischer Gehhilfen notwendig, sei es in der Form von Kuchen, einem heißen Kakao oder dem Wissen, dass jeden Abend irgendwo ein warmer Platz auf mich wartet, an dem ich mich ausruhen kann. Das ist viel wert.
Ja ihr lieben Leut, das ist die Erklärung zu dem "Warum" und "hier".

Ich freue mich wahnsinnig über den vielen Zuspruch, die Bewunderung und über die Tatsache, dass auch ich Menschen inspirieren konnte. Nicht jeder konnte meine Euphorie für's Wandern und Reisen teilen, doch begeistern konnte ich sie mit dieser Geschichte jedes einzelne Mal.


Meine persönlichen Gewinner auf dem Trip:

Die Menschen
Wie bereits betont: Ihre Gastfreundschaft, ihr unantastbares Vertrauen, der Wille zu geben und keine Gegenleistung zu erwarten, die Offenheit, die Hilfsbereitschaft, ganz gleich ob Gastgeber, Wirt oder Fremder auf der Straße! Deutschland ist lange nicht so verspießt und verkorkst, wie man immer zu denken glaubt!

Das Couchsurfen
Die beste Art zu Reisen! Wer glaubt, Couchsurfing in Deutschland wäre langweilig, der hat sich gewaltig geschnitten! Dorfmenschen sind langweilig und haben nichts zu erzählen? Unsere "Kultur", falls wir überhaupt eine haben, kenne ich? Heimat ist langweilig? Schwachsinn! Ich kann es nur jedem raten die Erfahrung selbst zu machen und mutig genug zu sein auf die Menschen zuzugehen. Ihr lernt eure Heimat und die "langweiligen" Menschen von einer ganz anderen Seite kennen und wachst mit jeder neuen Begegnung.

Die Natur
Australien, Neuseeland, USA, Kanada und Asien, überall gibt es so viel Schönes zu sehen. Ja, richtig. Aber schau mal aus dem Fenster! Ausgenommen du wohnst in der Hauptstraße einer Großstadt. Wir haben es mehr als schön hier! Und es ist gar nicht notwendig in ein Flugzeug zu steigen um etwas Anderes zu sehen. Ich bin erstaunt und fasziniert vom Süden Deutschlands und sehr froh über all die wunderschönen Dinge, die ich gesehen habe. Auch weiß ich es sehr zu schätzen, dass man sich hier überall vollkommen frei bewegen kann. In jeglicher Hinsicht.


Und meine persönlichen Verlierer:

Der Wetterbericht
Da ist selbst die Deutsche Bahn zuverlässiger als das, was mir der Wetterbericht an jedem Tag erzählen wollte. Aber ich habe eine interessante Methode herausgefunden, um in 99,9% der Fälle auf das kommende Wetter vorbereitet zu sein. Der Blick aus dem Fenster! Wahnsinn! Dicke, dunkle Wolken lassen auf Regen schließen, strahlende Sonne und blauer Himmel verkünden gutes Wetter für die nächsten Stunden. Ihr glaubt es nicht, das funktioniert wirklich! Oder man glaubt immer das Gegenteil von dem, was euch der Wetterbericht auftischt, geht auch.

Der Müll
Ist es denn eigentlich wirklich so schwer seinen Müll während der Autofahrt im Fahrzeug zu behalten und ihn zu Hause zu entsorgen? Die Strecken an den Autobahnen und Bundesstraßen, besonders dort, wo ein Fastfood Restaurant in der Nähe residiert, werfen ein trauriges Bild auf die sonst so schönen Ausblicke abseits der Straßen. Ich hätte nichts dagegen, wenn jeden, der seinen Unrat aus dem Auto wirft, der Schlag treffen würde. Abgesehen davon, dass es hässlich aussieht, wird der Lebensraum vieler Tiere beschmutzt, die an den Folgen nicht selten erkranken oder sterben. Wie kann einem Menschen so etwas egal sein? Wenn es selbst ich als Reisende auf die Kette bringe meinen Abfall zu sammeln und an nächster Stelle ordnungsgemäß zu entsorgen, dann bin ich mir doch sicher, dass auch Autofahrer und ihre Mitinsassen eine solche Leichtigkeit fertigbringen können.
Ich verbleibe mit Unverständnis.

Wahlplakate
Wow. Da fällt mir wirklich nicht viel mehr ein. Wie kann man nur so hirnverbrannt und verblendet sein wie ein Großteil der Parteien, die sich zur Wahl aufgestellt haben? Wie kommt man auf diese widerwärtigen, beleidigenden und grundsätzlich falschen Wahlsprüche? Wieviel kann in Erziehung und der geistigen Entwicklung schief laufen? Und wie kann es sein, dass Wähler so unaufgeklärt sind, dass sie den Schund auch noch glauben und ihre Stimme genau denen zusprechen? Oder ebenso schlimm: Wie können Bürger derart uninteressiert sind, dass sie nichts gegen diese ekelhafte Bewegung tun? Ich für meinen Teil habe mich über jedes dieser heruntergerissenen oder beschmierten Plakate gefreut und innerlich applaudiert! In meinem nächsten Leben werde ich ein Industriedrucker und werde mich weigern eine solche Gülle auf Papier zu bringen, werde mich in Form von Tinte auf diese Papierverschwendungen übergeben und den größten Stau in der Papierzufuhr produzieren, dass sogar die A3 blass wird vor Neid!
Im Ernst, ich hoffe sehr, dass ein Wunder geschieht und diese Bewegung im Keim erstickt wird, dass Hass, Angst und Wut in sinnvolle Emotionen transformiert werden kann. Dass man keine Unterschiede mehr zieht, wo keine zu ziehen sind. Mensch ist Mensch und das ist auch ein Part, den man lernt, wenn man unterwegs ist. 
In meiner Erziehung habe ich eine sehr wichtige Sache gelernt, die ab und zu vieles erklären kann: Die Welt ist ein großer Tiergarten. Je länger ich darüber nachdenke, desto sinniger ist diese Aussage.

Mit einem solch negativen Statement möchte ich diesen Blog natürlich nicht beenden. Deswegen möchte ich mich ganz zum Schluss selbstverständlich noch bei ganz bestimmten Leuten bedanken.

Vielen Dank an meine Eltern, die mir sowohl in der Vorbereitung als auch unterwegs zwar nicht leibhaftig aber mental sehr viel geholfen, Kraft gegeben und das Heimkehren unvergesslich gemacht haben! Ich bedanke mich außerdem beim Wettergott, der mich glücklicherweise nur selten so richtig hat leiden lassen! Danke an meine beiden Beine und Füße, dass ihr trotz Schmerzen, Verunstaltungen und stinkenden Wanderschuhen jeden Tag immer weiter gelaufen seid! Danke an meinen Backpack, der ohne Panzertape und Nähzeug jede Etappe über sich hat ergehen lassen! Vielen Dank auch dir, Mr. Google, dass du mich aus manch kniffliger Situation aus dem Dunkeln geführt hast! Ohne dich hätte ich es wohl nicht bis nach Hause geschafft. Und zu guter Letzt: Danke Danilo!!!! Dass du mir so viel geholfen, geplant und organisiert hast, mir viel Last abgenommen und mich unterstützt hast und natürlich jeden Käse, der sich in meinem Hirn zusammenspinnt immer mitmachst! Dass du den Weg ein Stück mit mir gegangen bist! Dafür bin ich sehr dankbar!

Danke schließlich auch an meine fleißigen Leser und die vielen lieben Worte, die mich unterwegs erreicht und im höchsten Maße motiviert haben! Bis bald! :)



Andere Songs, die mich stets auf dem Weg begleitet haben:

Von Kindheit an einer meiner Liebsten!

Der unvergleichliche, der fabelhafte Mr. Turner!

...uuuuund Tschüss!!!!

1 Kommentar:

  1. Liebe Lisa, lieber Danilo,
    es ist wunderschön, wenn man Host von so aufmerksamen und wertvollen Menschen wie dir/euch sein darf. Ich bin in meinem Leben auch viel gereist, habe viele Länder gesehen - aber eigentlich haben mich vor allem immer die Menschen interessiert. Die kommen jetzt sogar zu mir... einfach so... :-).... ohne dass ich verreisen muss! Couchsurfing gehört zu den Dingen, die mein Leben wirklich bereichert haben. Übrigens ging die Inspiration auch anders herum... ich plane diesen Sommer eine Alpenüberquerung zu Fuß :-).
    Euch weiterhin alles Gute.
    HG (Grafing b.München)

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